Diese Mappe hat für mich eine sehr wichtige Bedeutung. Denn mit Erhalt des Europasses am 10.05.2019 ist meine Reise nach Málaga endgültig abgeschlossen.
An meiner Berufsschule, der BBS Soltau, werden jedes Jahr mehrere Erasmus+ Plätze für zukünftige FachinformatikerInnen für Anwendungsentwicklung und Systemintegration und Informatikkaufleute im 2. Lehrjahr vergeben. Unser Klassenlehrer hat gleich am ersten Schultag, nachdem wir noch nicht mal ganz auf unseren Stühlen saßen und überhaupt wussten, wer die Person neben uns ist, erzählt, dass wir die Möglichkeit hätten, ein Auslandspraktikum für 4 Wochen zu machen. Und wie toll das ganze doch sei.
Erasmus+ bietet unter anderem Unterstützung für Auslandspraktika für Auszubildende an. Bei mir war das ein vierwöchiges Praktikum bei einer IT-Firma, die zufälligerweise auch Software für Viehzuchtorganisationen programmiert, in der wunderschönen Stadt Málaga.
Zum Ende des ersten Schuljahres wurde es ernst. Am Anfang gab es mehrere Schüler die Interesse hatten, aber mit der Zeit wurden es weniger. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass leider nicht alle Ausbildungsbetriebe damit einverstanden waren.
Unsere Ansprechpartnerin wurde uns vorgestellt, und dann fingen die ganzen Planungen und Vorbereitungen wie Flüge buchen und Unterkunft suchen an.
Da ich nicht alleine geflogen bin, sondern mit meiner Schulkollegin, war alles einfacher und wir haben zusammen eine kleine, nette Unterkunft gefunden.
Parallel dazu ging es an die Unternehmenssuche. Das hat die Partnerschule zum Glück übernommen. Wir mussten dafür einen englischen Lebenslauf erstellen, was nicht so einfach war. Dagegen fiel uns das Motivationsschreiben leicht. Wir sollten die Frage beantworten: “Warum will ich ein Praktikum in Spanien machen?” - „Warum denn nicht?“ Mal ehrlich, was spricht dagegen? Es ist bestimmt eine super Lebenserfahrung und nach vier Wochen ist man eh wieder zu Hause. Außerdem hat die Zeit so gut gepasst, sodass ich vorher noch eine Woche Urlaub machen und (nicht nur) den Strand ausführlich erkunden konnte :D
Bis ich meine Schulkollegin vom Flughafen abholen konnte, hatte ich einige Tage Zeit um mir Málaga genauer anzusehen. Ich muss zugeben, dass ich am ersten Tag oft überlegt hatte, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, eine Woche vorher alleine loszufliegen. Aber nachdem ich mich dann aufgerappelt hatte und die Innenstadt gesehen und den Strand gefunden hatte, habe ich angefangen, die Stadt zu lieben.
Mein erster Eindruck war, dass es in Málaga kaum Garagentore gibt, die ihrem ursprünglichen Zweck dienen und nicht als kleiner Laden genutzt werden. Das und die kleinen Gassen in der Innenstadt machen den ganz besonderen Charme aus, der sogar ganz passend zur Begrüßung ist. In Deutschland reicht man sich ja nur die Hand, aber dort springt man einem gefühlt in die Arme. Das war am Anfang ungewohnt und ein bisschen merkwürdig, aber ist auch irgendwie herzlicher.
Noch schöner wurde es dann, als ich meine Schulkollegin abholte. Dann hatte man jemanden, mit dem man seine Erlebnisse teilen konnte.
Zuerst haben wir die Schule besucht. Dort haben wir den Schulleiter und zwei Lehrer kennengelernt. Einer davon war unser Ansprechpartner. Ihn konnten wir immer sofort fragen, falls was los war.
Nachdem wir das Formelle geregelt hatten, wurden wir zur Arbeit gefahren. Dort wurden wir dem Chef und unserem Mentor vorgestellt und zu unseren Arbeitsplätzen gebracht.
Ich durfte an einem neuen Projekt mitarbeiten. Da ich mich aber mit der Technologie noch nicht auskannte, habe ich die ersten paar Tage damit verbracht diese zu lernen. Danach ging es um die Gestaltung eines ansprechenden Designs für die Anwendung. In der letzten Woche war ich jedoch erst richtig im Projekt drin. Das ist tatsächlich ein großes Problem, das Anwendungsentwickler während eines Praktikums haben. Bis man erstmal weiß, worum es im Projekt bzw. der Software geht, was die Anwendung alles tun soll und man dann auch wirklich richtig mitarbeiten kann, ohne ständig nachzufragen, dauert das seine Zeit und dann ist ein Monat leider sehr kurz. Dennoch habe ich sehr viel dazu gelernt, was ich direkt bei vit in Deutschland anwenden konnte.
Obwohl der Strand ziemlich verlockend war und wir auch oft dort waren, haben wir so viel mehr erlebt.
Unser Ansprechpartner hat uns in der ersten Woche direkt zum Tapas-Essen eingeladen. Damit wir auch neue Kontakte knüpfen konnten, hat er gleich drei ehemalige Schüler von sich mitgenommen. Einer von ihnen hat ein Erasmus-Praktikum in Deutschland gemacht, sodass wir schnell Gesprächsthemen hatten. Spätestens in der Bar war das Eis gebrochen, und wir haben viel gelacht. Am Wochenende haben wir zusammen die nahegelegene Stadt Nerja erkundet. So konnten wir die beste Tapasbar Spaniens kennenlernen.
Einmal haben wir am spanischen IT-Unterricht teilgenommen. Der Unterrichtsinhalt und die Art wie unterrichtet wird, ist ziemlich ähnlich wie hier.
Am Anfang der Schulstunde haben sich 3 mutige Schüler zu uns gesetzt, die uns den Unterricht übersetzt haben und die wir fragen konnten, wenn etwas undeutlich war. Wir haben uns sofort super verstanden, Kontakt geknüpft und am Wochenende zusammen die Gemeinde Torremolinos besichtigt.
Unsere Klassenkameraden, die zur gleichen Zeit in Sevilla waren, haben uns am letzten Wochenende besucht, sodass wir gemeinsam nach Ronda fahren konnten.
Leider ging die letzte regnerische Arbeitswoche schnell um, und schon bald saßen wir wieder im Flieger zurück nach Deutschland.
Und nun … einige Monate später … habe ich meinen Europass dankend erhalten und denke an die erfahrungsreiche Zeit zurück. Denn ich habe nicht nur viel für meinen Ausbildungsberuf gelernt und einen kleinen Teil von Andalusien gesehen, sondern auch neue Freunde gefunden. Ich habe eine neue Kultur, sowie eine andere Lebensweise kennengelernt und konnte diese in vollen Zügen miterleben.
Autor
Kimberly